Audi Dieselskandal – Was ist passiert und was können Betroffene erwarten? 

von  Jan-Henning Ahrens

audi abgasskandal

KWAG ist bekannt aus:

Als vom Abgasskandal betroffener Audi-Fahrer müssen Sie mit einem erheblichen Wertverlust Ihres Fahrzeugs rechnen.

Zu verstehen, was genau passiert ist und welche Möglichkeiten Sie haben, ermöglicht Ihnen, die richtigen rechtlichen Schritte einzuleiten.

Wir haben aktuell erfolgreiche Urteile für unsere Mandanten im Audi Abgasskandal erstritten. Wir zeigen Ihnen, welche Rolle Audi im Abgasskandal spielt und welche Schritte Sie einleiten können.

1. Womit müssen Sie rechnen, wenn Ihr Fahrzeug betroffen ist? 

Falls Ihr Fahrzeug betroffen ist, können daraus mehrere negative Folgen resultieren.

  • Wertverlust: Sobald Ihr Fahrzeug von dem Abgasskandal betroffen ist, ergibt sich daraus ein Werteverlust. Daran können auch Maßnahmen, die zur Schadensregulierung beitragen, nichts ändern.
  • Stilllegung: Halter, die eine Nachrüstung oder ein Software-Update verweigern, müssen mit einer Stilllegung des Fahrzeugs rechnen.
  • Fahrverbot: In deutschen Städten werden immer häufiger Diesel-Fahrverbote verhängt. Besonders betroffen sind Fahrzeuge, die eine Euro 1 bis Euro 5 Abgasnorm besitzen. Durch den Diesel-Skandal betroffene Fahrzeugbesitzer könnten in diesem Fall benachteiligt sein.
  • Software-Update: Es wurde bekannt, dass einige Besitzer nach dem Durchführen eines Software-Updates Probleme hinsichtlich Kraftstoffverbrauchs, Wartungsaufwand und Motor- Haltbarkeit hatten. Langzeitschäden am Fahrzeug sind daher nicht auszuschließen. 

Neben den genannten technischen Problemen kommt für die Kunden der Aufwand hinzu, sich rechtlich mit den Verkäufern auseinandersetzen zu müssen. Dabei muss bei den Diesel-Klagen unter anderem berücksichtigt werden, wie lange die gesetzliche Verjährungsfrist und damit auch die Gewährleistungsansprüche gegenüber dem Händler andauern. Nur, wenn diese noch nicht verstrichen ist, können Diesel Besitzer überhaupt Ansprüche geltend machen.

2. Was ist passiert? 

Der Abgasskandal bezieht sich auf die Tatsache, dass verschiedene Fahrzeughersteller die Diesel-Abgasreinigung manipulierten. Insgesamt sind über 12 Millionen Fahrzeuge von dieser Manipulation betroffen. Als Ergebnis folgten Rückrufaktionen und es entstand ein enormer Imageverlust der einzelnen Hersteller.

Die unzulässigen Abschalteinrichtungen wurden so eingestellt, dass sie bei der Prüfung optimale Werte lieferten, im täglichen Gebrauch zum großen Teil gar nicht oder nur teilweise liefen.

Falls Sie Halter eines betroffenen Fahrzeuges sind, können Sie sich wehren und Schadensersatz fordern. Sofern die Klage im Abgasskandal erfolgreich ist, haben Sie das Recht, das manipulierte Diesel Auto an den Händler zurückzugeben. Der Händler ist verpflichtet, den Kaufpreis abzüglich einer Nutzungsentschädigung zu erstatten.

2.1. Der Sonderfall Audi im Abgasskandal 

Die Audi AG konnte im Abgasskandal das “Saubermann-Image” lange aufrechterhalten. Doch es wurde relativ schnell deutlich, dass auch Audi gemogelt haben muss. Schließlich wurde in vielen Fahrzeugen für Audi als VW Tochter der gleiche VW Motor verwendet wie auch bei VW selbst.

Nur wenige Monate nachdem der VW-Skandal öffentlich wurde, gab auch Audi zu, in Fahrzeugen mit einem 3-Liter-Dieselmotor die Abschalteinrichtungen eingebaut zu haben. Im ersten Schritt rief Audi selbst zahlreiche Fahrzeuge zurück. Als jedoch bekannt wurde, dass immer mehr Modelle und Fahrzeuge betroffen waren, folgte schließlich ein Aufruf des Bundesverkehrsministeriums und forderte Audi als Funktion des Autobauers zu mehreren Rückrufen auf.

2.2. Erst ein jüngstes Urteil bringt die Wende

 Die Frage, ob die Verantwortlichen von Audi über die Dieselmotoren Manipulation Bescheid wussten, stand lange Zeit unbeantwortet im Raum.

Ganz konkret ging es um die Klage von vier Autokäufern, die Schadenersatz von Audi forderten. In allen der Fälle wurden VW-Dieselmotoren mit der illegalen Abgastechnik eingebaut. Laut Audi Rechtsanwalt Moritz Becker habe niemand aus dem Unternehmen von dieser Schummel-Software gewusst. Eine Haftung sei aus diesem Grund ausgeschlossen. Das Oberlandesgericht München bewertet den Fall jedoch anders. Die Richter sind sich einig, dass mindestens eine beteiligte Person von Audi über das Vorgehen informiert war und die Motoren in der Kenntnis und im Bewusstsein  ihrer Unzulässigkeit verwendete.

Als Ergebnis wurden die Schadenersatzansprüche seitens der Kläger gebilligt, die Revision durch Audi wurde abgewiesen. Das Urteil des Oberlandesgerichts OLG sei laut der dort ansässigen Juristen die einzig logische und konsequente Entscheidung. Nun haben betroffene Kunden die Möglichkeit, ihre Ansprüche auf Schadensersatz im Dieselskandal direkt bei der Audi AG geltend zu machen.

2.3. Die Chronik des Skandals von 2015 bis heute 

Alles begann im Jahr 2015, als der VW-Dieselskandal an die Öffentlichkeit gelangte. Nachdem im ersten Schritt ein freiwilliger Rückruf von Audi für einige Modelle stattgefunden hatte, forderte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) drei Jahre später einen Zwangsrückruf, für den der V6 Dieselmotor der Euronorm 6 verantwortlich war. Insgesamt waren davon 130.000 Fahrzeuge betroffen, unter anderem die Modelle A4, A5, Q5 und Q7 von Audi.

Inzwischen ist bekannt, dass auch ältere Fahrzeuge mit einem Baujahr zwischen 2004 und 2009 mit der unzulässigen Abschalteinrichtungen ausgestattet wurden. Erst 2020 kam ans Licht, dass Audi sogar bei Benzinmotoren die Abgastechnik manipuliert haben soll. Diesem Verdacht geht das Kraftfahrt-Bundesamt seit März 2021 nach.  Seit 2015 steht jedenfalls fest, dass Audi schon lange und äußerst raffiniert flächendeckend mit Abschalteinrichtungen manipuliert. Die ersten Audi-Ausflüchte, man habe lediglich den VW Motor verbaut, sind längst widerlegt.

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    2015

    Nachdem der Dieselskandal bekannt wurde, sollte unter dem Rückruf-Code 23Q7 die illegal verbaute Software der Motorsteuerung entfernt werden. Außerdem wurde aufgedeckt, dass die VW-Töchter Audi, Skoda und Seat ebenfalls den besagten TDI-Motor mit der unzulässigen Abschaltvorrichtungen in Diesel Fahrzeuge verbaut hatten. Betroffen durch den Diesel-Abgasskandal waren demnach Audi Modelle der Produktionsjahre zwischen 2008 und 2015. Zunächst leugnete die Audi AG eine Beteiligung am Abgasskandal.

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    2017

    Im Juni 2017 wurden sowohl beim Audi A7 als auch beim Audi A8 Abschalteinrichtungen entdeckt. Der Vorwand, einen VW Motor zu nutzen, war hier nicht möglich, da der 3.0 Liter V6-TDI Motor, der in beiden Modellen zum Einsatz kam, von Audi selbst entwickelt wurde. Von Audi waren hier die Audi Modelle der Baureihen A4 bis A8, die SUVs Q5, Q7, der SQ5 Sportback und der Sportwagen S6 und Audi S7 von den Abgasmanipulationen betroffen. Zusätzlich ging besagter Motor auch an VW und Porsche.

    Ende des Jahres verkündete das KBA, dass der große 4,2 Liter Motor ebenfalls eine unzulässige Abschalteinrichtung besitzt. Die Folge war der Rückruf des Audi A8 mit einem 4,2 Liter TDI V8 Euro 6 Diesel Motor.

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    2018

    Seit 2018 traten mehrere Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in Kraft. Käufer eines Autos, das eine unzulässige Abschalteinrichtung besaß, konnten die Rückgabe des Fahrzeugs in Anspruch nehmen. Dadurch erhielten die Käufer den Kaufpreis abzüglich einer Nutzungsentschädigung, die sich aus den bereits gefahrenen Kilometern ergab, zurück.  Die Kläger waren in diesen Fällen dank dem OLG Urteil mit dieser Regelung bessergestellt als mit dem Verkauf auf einem Gebrauchtwagenmarkt.

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    2021

    Inzwischen ist klar, dass zahlreiche Käufer durch den Fahrzeughersteller sittenwidrig und vorsätzlich geschädigt wurden. Der Bundesgerichtshof fällte ein Grundsatzurteil zum EA 189 und den EA 288. Im Februar 2021 wurde der Audi Konzern erstmals vom Oberlandesgericht OLG Köln rechtskräftig zu Schadensersatz verurteilt.

    Seither konnten zahlreiche positive Fälle für die Kläger erreicht werden, die betroffenen Halter bekommen immer mehr Möglichkeiten gegen die Hersteller vorzugehen. Besitzer eines Fahrzeugs, das vom Dieselskandal betroffen ist, sollten ihren Fall von einem Anwalt, welcher sich im Abgasskandal auskennt, beraten lassen. Die Aussicht auf Schadenersatz stehen nach dem Bundesgerichtshof Urteil gut.

3. Was hatte Audi unternommen, um die Abgaswerte zu manipulieren? 

Wie aus unterschiedlichen KBA Entscheiden zu entnehmen ist, hatte Audi gleich mehrere Strategien und unterschiedliche Arten der Manipulation im Audi Dieselskandal genutzt, um die Werte beim Emissionsausstoß zu kontrollieren.

  • Die Fahrzeuggeschwindigkeit: Das Fahrzeug kann anhand der Geschwindigkeit den Testzyklus erkennen. Durch Einschalten von einem Speichermodus und dem Einspritzen eines chemischen Stoffes wurde der Stickoxidausstoß unterhalb der angesetzten Grenzwerte gehalten.
  • Motorwärmefunktion: Durch Erkennen des Testzyklus wird der Motor aufgeheizt, was zu einem niedrigeren Stickoxidausstoß führt.
    Alternative Vorheizung: Auch bei dieser Technik wird der Testzyklus erkannt. Es wird ein höherer Ammoniak Füllstand im SCR-Katalysator erzeugt und dadurch der Stickoxidausstoß verringert.
  • Thermofenster: Sobald sich das Fahrzeug außerhalb eines definierten Temperaturbereichs befindet, wird die die Abgasreinigung automatisch abgeschaltet, der Schadstoff-Ausstoß wird deutlich reduziert. Das Thermofenster ist hierbei auf den Prüfstand und nicht auf die Realwerte der Straße eingestellt, wo deutlich höhere Werte erzeugt werden.
  • Fahrverhalten: In der Testsituation fährt das Fahrzeug fast ausschließlich geradeaus, die Abgasreinigung wird entsprechend positiv beeinflusst.

Letztendlich basieren alle eingesetzten Betrugsmaschen auf der Tatsache, dass die verwendete Software durch bestimmte Parameter erkennt, ob ein Auto auf dem Prüfstand ist oder nicht. Entsprechend fällt das Ergebnis zugunsten für den Autohersteller aus.

3.1. Akustikfunktion - Keine Ansprüche mehr auf Schadensersatz

Die sogenannte Akustikfunktion steht als weitere Manipulationsart Raum. Bei dieser Variante sind Audi Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 4 der Baujahre 2004 bis 2009betroffen.

Laut KBA Gutachten wurde eine unzulässige Abschalteinrichtung im Dieselmotor bestätigt, allerdings ging der Rückrufbescheid erst 2019 an die Audi AG. Somit ist hier bereits eine Verjährungsfrist vorhanden, die geschädigten Kunden haben leider keinen Anspruch auf Schadensersatz mehr.

4. Betroffene Modelle

Im Dieselskandal sind verschiedene Fahrzeugmodelle betroffen. Als auch Audi und die VW-Töchter in die Schlagzeilen gerieten, wurde bekannt, dass der VW-Motor EA 189 ebenfalls mit der unzulässigen Abschaltvorrichtung versehen war. Nach und nach reihten sich immer mehr Modelle in die Liste ein, deren Motoren vom Autohersteller manipuliert wurde.

4.1. Der EA 189 Motor

Die EA189 Motoren wurden in über 2 Millionen Fahrzeugen verbaut, von denen allein in Deutschland 577.000 Stück verkauft wurden. Zu den betroffenen Fahrzeugtypen zählen der A1, A3, A4, A5, A6, Q3, Q5 und TT, die mit der Abgasnorm Euro 4 und Euro 5 ausgestattet sind und zwischen 2007 und 2015 gefertigt wurden.

Durch einen Pflichtrückruf sollte die illegale Software entfernt werden, allerdings führte das Update zu weiteren Schäden.

4.2. Vierzylinder TDI-Motor EA 288

Im September 2019 wurde bekannt, dass auch der VW Motor EA288 vom Audi Dieselskandal betroffen ist. Der VW T6 wurde durch das KBA bereits verpflichtend zurückgerufen, Audi Besitzer der Modelle A1, A3, A4, A5, A6 und Q2 können seit 2020 ein Update für die Steuerung der Motoren durchführen lassen.

4.3. Der 3.0 Liter TDI Motor 

2017 kam ans Licht, dass Audi auch bei seinen 3.0 Liter TDI V6 Dieselmotor geschummelt hat. Zahlreiche Fahrzeuge wurden daraufhin zurückgerufen. Neben Audi Modellen erhielten auch der Porsche Cayenne, Macan und der VW Touareg mit 3.0 Liter TDI Motoren verpflichtende Rückrufe durch das KBA.

4.4. 4.0 und 4.2 Liter Motoren

Der große 4.2 Liter V8-Motor, der 2016 durch den 4.2 TDI-Motor EA 898 ersetzt wurde, kam 2017 in Verruf. Vom Rückruf betroffen sind der A8, der Porsche Cayenne und Panamera mit einem 4.0 Liter Motor und der VW Touareg. 2020 erging für den Cayenne ein Rückruf, worauf sich die Porsche AG als Folge aus dem Dieselskandal komplett aus dem Dieselsegment zurückzog.

4.5. Sind auch Benziner betroffen?

 Seit August 2020 wurde durch ein internes VW-Dokument bekannt, dass Audi auch bei einem Modell mit Benzinmotor manipuliert haben soll. Das KBA verfolgt diesen Verdacht, wohingegen Audi die Vorwürfe bis jetzt abstreitet.

5. Wie Sie Ihren Schaden minimieren oder Ihr Geld zurückbekommen können

5.1. Gegenüber dem Händler

Besitzer, deren Fahrzeug betroffen ist, kann gegenüber dem Händler eine Nachbesserung in Form einer Nachrüstung oder Reparatur verlangen. Liegt die Lieferung weniger als ein halbes Jahr zurück, können Sie die Neulieferung eines nicht betroffenen Ersatzfahrzeugs verlangen.

Sofern der Wagen von einer der Rückrufaktionen betroffen war, erhalten Sie generell den Zuspruch für Schadenersatz. Hier liegt der Fall einer Rückerstattung bei sittenwidriger Schädigung vor. Sie geben das Fahrzeug zurück und erhalten den Kaufpreis abzüglich einer Nutzungsentschädigung. Sollte das Auto finanziert sein, erhalten Sie zusätzlich den Zinsschaden.

5.2. Gegenüber der Audi AG

Im Audi Abgasskandal sollten Sie nicht auf die Hilfe von einem Anwalt verzichten. Fahrzeughalter mit einer Rechtschutzversicherung haben in diesem Fall besonders gute Karten.  Eine Ersteinschätzung durch einen Rechtsberater kann im Falle einer Klage gegenüber der Audi AG von großer Hilfe sein.

Fazit

Der Abgasskandal, in dessen Rahmen bei zahlreichen Dieselfahrzeugen die Abgaswerte wissentlich durch die Hersteller manipuliert wurden, hat große Wellen geschlagen. Vor allem, als bekannt wurde, dass auch Audi in den Dieselskandal involviert ist.
Das Ergebnis für die Verbraucher ist ein enormer Werteverlust ihrer Fahrzeuge, sofern diese einen der sogenannten Schummelmotoren besitzen. Dank des Urteils des OLG München haben Besitzer jedoch die Möglichkeit, gegen den Autohersteller zu klagen. Die Chancen für die Verbraucher auf einen positiven Ausgang der Schadenersatzklagen steht sehr gut.

LASSEN SIE SICH NICHT AN DER NASE HERUMFÜHREN

Prüfen Sie Ihre Erfolgschancen

Als Spezialisten für Schadensersatz vertreten wir seit über 20 Jahren die Rechte von Verbrauchern. Wenn Sie im Abgasskandal betroffen sind, sollten Sie den Schaden keineswegs auf sich sitzen lassen. Wir erstreiten für Sie einen finanziellen Vorteil, der Ihnen rechtlich zusteht. Geben Sie Ihr Fahrzeug zurück und bleiben Sie auf dem Schaden nicht sitzen.